I - Die heutige Folge ist heiss, heiss, heiss. Wir begrüssen Emrah Erken zu einer Debatte (ab 00:46:40). Emrah ist Anwalt, Publizist und Twitter-Influencer. Wir reden mit ihm über seine Ansichten zu Islam, zu "Wokeness", zu Identitätspolitik, zu trans und nonbinären Menschen — und die Debatte endet im Chaos.
Was ist passiert? Die Debatte ist wohl ein Stück weit wegen der Inhalte eskaliert, aber wir haben das Format nicht optimal gestaltet. Wir waren zu konfliktiv, und die Dynamik von zwei Personen gegen ein Person war hier zu ausgeprägt. Wir nehmen das zum Anlass, unser Debattenformat in Zukunft besser zu gestalten. Unsere Gäste müssen in angemessenem Umfang zu Wort kommen können, um ihre Gedanken zu präsentieren — auch dann, wenn uns eine Reaktion auf das unmittelbar Gesagte unter den Nägeln brennt.
Das bedeutet aber nicht, dass wir eine belanglose Interview-Show werden wollen, in der wir einfach alles abnicken. Es geht uns um Inhalte. Über sie müssen wir zivilisiert streiten können. Kritik üben und Kritik einstecken.
Ihr könnt die Debatte auch auf YouTube anschauen:
https://youtu.be/lhrOMj7G7cQ?si=pvYyrjc4SqU78zN_
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II - In die Show steigen wir mit der Geschichte von Lauren Southern ein (00:08:00). Lauren Southern wurde als antifeministische, rechtsradikale YouTuberin berühmt. Heute ist sie weniger radikal. Unter anderem, weil sie als Tradwife die Hölle auf Erden erlebt hat.
“Tradlife” und “Tradwife” ist eine Internet-Bewegung, die vermeintlich klassische Rollenteilung in der Familie in einer Art reaktionärer Fantasie zelebriert. Der Mann verdient Geld und trifft die grossen Entscheidungen. Die Frau ordnet sich dem Mann unter und kocht, putzt und schaut zu den Kindern.
Auch Southern war eine Verfechterin des Tradwife-Modells — bis sie es selber ausprobierte. Über ihre Erfahrungen berichtet sie in einem im Mai erschienenen Artikel (https://unherd.com/2024/05/lauren-southern-the-tradlife-influencer-filled-with-regret/).
“Traditionelle” Rollenverteilungen in Ehen sind natürlich an sich kein Problem, wenn das für alle Beteiligten so stimmt. Ein Problem entsteht dann, wenn sich Menschen in einen solchen Lebensentwurf hineinbegeben, weil sie aufgrund ideologischer Berieselung das Gefühl haben, dass sie das müssen.
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III - Ende April erschien in der SonntagsZeitung in der Schweiz ein Artikel mit dem spektakulär klingenden Titel “Mental Health: Die eingebildete Krise” (https://www.tagesanzeiger.ch/psychische-gesundheit-gibt-es-die-mental-health-krise-wirklich-413348901307). (Segment ab 00:26:42)
Zum Artikel gab es viele negative Reaktionen, weil bereits der Titel suggeriert, die Situation mit psychischen Krankheiten sei nicht gar so schlimm — die Betroffenen würden sich die Dinge vielleicht sogar nur einbilden. Die zentrale Aussage des Artikels ist, dass psychische Krankheiten nicht häufiger oder, indirekt, schwerer werden.
Das kann sein. Wir haben genauer hingeschaut. Und stellen fest: Im Artikel wird eine Geschichte konstruiert, die angesichts der verfügbaren Datenlage so nicht stimmt. Nicht nur wird medienethisch unlauter mit Auslassungen, Ablenkungsmanövern und Halbwahrheiten manipuliert — der Artikel widerspricht sich selber.
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